Laborbuchführung

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Laboratory Bookkeeping Guide

Ein praxisorientierter Leitfaden für sauberes und effizientes Arbeiten im Forschungslabor

Warum Laborbuchführung wichtig ist

Saubere Buchführung im Labor ist kein lästiger Formalismus – sie ist ein Grundpfeiler wissenschaftlicher Integrität. Wer nachvollziehbar dokumentiert, ermöglicht nicht nur Reproduzierbarkeit und Qualitätssicherung, sondern schützt sich auch selbst: bei Datenverlust, bei Publikationsfragen oder schlicht beim späteren Verfassen von Abschlussarbeiten oder Dissertationen.

Grundprinzipien

  1. Nachvollziehbarkeit
  Jemand anders (oder du in sechs Monaten) sollte jeden Versuch vollständig verstehen können – inklusive Materialien, Bedingungen, Ziel und Ergebnis.
  1. Unveränderbarkeit
  Daten werden nicht „geschönt“ oder rückwirkend angepasst. Korrekturen erfolgen transparent, z. B. durch Streichung, nicht durch Löschung.
  1. Zeitnähe
  Eintragungen erfolgen am besten während oder direkt nach dem Versuch, nicht „irgendwann später“. Erinnerungen verblassen schneller als gedacht.
  1. Struktur
  Einheitliches Layout, klare Gliederung (Datum, Titel, Ziel, Durchführung, Beobachtung, Auswertung) und saubere Sprache helfen auch dir selbst enorm weiter.

Analog oder digital?

  • Analoges Laborbuch (z. B. DIN-A4 mit Seitenzahlen): oft Pflicht in öffentlich geförderten Projekten oder bei Patenten. Vorteile: rechtlich anerkannt, unveränderlich, jederzeit einsehbar.
  • Digitales Laborbuch (z. B. ELN-Software wie eLabFTW, LabArchives, WORD): bietet Suchfunktionen, Backups, Datei-Uploads. Wichtig: Versionskontrolle und Rechtevergabe beachten.

Im Zweifel lohnt sich eine doppelte Führung: Analog für die offizielle Dokumentation, digital zur besseren Durchsuchbarkeit und Ergänzung (z. B. für Rohdaten, Skripte, Bilder).

Was gehört rein?

  • Datum, Versuchsnummer/-titel
  • Zielstellung oder Fragestellung
  • Materialien, Geräte, Proben (inkl. Chargen, Lagerorte)
  • Genaue Versuchsdurchführung (inkl. Abweichungen!)
  • Beobachtungen, Messwerte, spontane Notizen
  • Vorläufige Auswertung, ggf. erste Diagramme oder Screenshots
  • Reflexion: Was hat funktioniert, was nicht? Was wäre nächster Schritt?

Tipps aus der Praxis

  • Nutze Vorlagen (selbst gemacht oder vom Institut), um Zeit zu sparen.
  • Entwickle ein einheitliches Namensschema für Proben, Dateien und Versuche.
  • Halte auch Fehlschläge detailliert fest – sie sind oft wertvoller als „ideale“ Daten.
  • Verwende stabile Tinte, keine Bleistifte oder Radierer.
  • Sorge regelmäßig für digitale Backups (auch vom analogen Buch, z. B. als Scan).
  • Füge Fotos, Skizzen oder Ausdrucke ein – visuelle Dokumentation ist Gold wert.

Fazit

Ein ordentlich geführtes Laborbuch ist kein bürokratisches Hindernis, sondern dein bester Freund im Forschungsalltag. Es dokumentiert deine Arbeit, schützt deine Ergebnisse – und kann dir beim Schreiben deiner Arbeit enorm viel Zeit sparen. Investiere von Anfang an ein paar Minuten pro Tag – dein zukünftiges Ich wird es dir danken.